Friedrich Mennecke (1904 – 1947)

Friedrich Mennecke wurde 1904 als Sohn eines Steinhauers in Groß-Freden im heutigen Niedersachsen geboren. Er stammte aus einem sozialdemokratischen Elternhaus, sein Vater war krank aus dem Weltkrieg zurückgekehrt und starb 1923. Mennecke absolvierte zunächst eine Ausbildung und arbeitete als Kaufmann, bevor er 1927 ein Medizinstudium aufnahm. Bereits 1932 trat er der NSDAP und der SS bei. Nach Staatsexamen, Promotion und medizinischer Weiterbildung wurde er 1935 Assistenzarzt in der Landesheilanstalt Eichberg und übernahm vier Jahre später mit 35 Jahren die Leitung der Einrichtung. Parallel stieg er zum SS-Hauptsturmführer und Ortsgruppenleiter der NSDAP auf. Aufgrund eines »Sonderauftrags« für die »Kanzlei des Führers« wurde Mennecke 1940 aus der Wehrmacht entlassen.

In der Folge arbeitete er als T4-Gutachter und selektierte tausende von Patienten und KZ-Häftlingen für die Ermordung in den T4-Tötungsanstalten. Die Leitung der auf dem Eichberg eingerichteten »Kinderfachabteilung« übergab er an seinen Oberarzt. 1943 wurde er erneut eingezogen und arbeitete – unterbrochen von Lazarettaufenthalten – bis 1945 als Militärarzt.

Im Eichberg-Prozess verurteilte ihn das Landgericht Frankfurt am Main 1946 zum Tode. Er starb vor der Vollstreckung in der Landeshaftanstalt Butzbach.

Mi, 26.11.41.

19.50 h Wieder daheim, mein Mausli! Der erste Arbeitstag in Buchenwald ist beendet. Wir waren um 8:30 h heute früh draußen. Ich stellte mich zunächst bei den maßgeblichen Führern vor. Der stellvertretende Lagerkommandant ist SS-Hauptsturmführer Florstedt, Lagerarzt Dr. Hofen (sic!). Zunächst gab es noch ca 40 Bögen fertig auszufüllen von einer 1. Portion Arier, an der die beiden andern Kollegen gestern gearbeitet hatten. Von diesen 40 bearbeitete ich etwa 15. Als diese ganze Portion dann fertig bearbeitet war, haute Schmalenbach ab, um nach Dresden zu fahren und bis zum Ende unserer hiesigen Arbeit nicht mehr wiederzukommen. Anschließend erfolgte dann die »Untersuchung« der Pat., d.h. eine Vorstellung der einzelnen u. Vergleich der aus den Akten entnommenen Eintragungen. Hiermit wurden wir bis Mittag noch nicht fertig, denn die beiden Kollegen hatten gestern nur theoretisch gearbeitet, so daß ich diejenigen „nachuntersuchte“, die Schmalenbach (u. ich selbst heute morgen) vorbereitet hatte u. Müller die seinigen. Um 12.00 h machten wir Mittagspause u. aßen im Führer-Kasino (1a! Suppe, gekochtes Rindfleisch, Rotkohl, Salzkartoffeln, Apfelkompott – zu 1,50 Mk!), keine Marken…Um 13.30 h fingen wir wieder an zu untersuchen, aber bald kam die Rede von Ribbentrop, die wir uns erst anhörten. Er hat sehr viel Schönes gesagt, hast Du die Rede auch gehört? Danach untersuchten wir noch bis 16.00 h, u. zwar ich 105 Pat, Müller 78, so daß also damit endgültig die 1. Rate 183 Bögen fertig waren. Als 2. Portion folgten nun insgesamt 1200 Juden, die sämtlich nicht erst »untersucht« werden, sondern bei denen es genügt, die Verhaftungsgründe (oft sehr umfangreich!) aus der Akte zu entnehmen u. auf die Bögen zu übertragen. Es ist eine rein theoretische Arbeit, die uns bis Montag einschließlich ganz bestimmt in Anspruch nimmt, vielleicht sogar noch länger…Nach den Juden folgen noch etwa 300 Arier als 3. Portion, die wieder »untersucht« werden müssen. Wir haben also bis etwa Ende nächster Woche hier zu tun…

Auszug aus dem Brief von Friedrich Mennecke an seine Frau Eva vom 26.11.1941, in dem Mennecke über die Selektion von »arischen« und jüdischen Häftlingen im KZ Buchenwald berichtet. Zit. nach P. Chroust (Bearb.): Friedrich Mennecke, Innenansichten eines medizinischen Täters im Nationalsozialismus. Eine Edition seiner Briefe 1935–1947, Hamburg 1987, Bd. 1, S. 243-245.
Bild: Friedrich Mennecke, o.D.
Friedrich Mennecke, o.D.
© Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden, Abt. 631a Nr. 1619
Bild: T4-Fahrer Erich Bauer mit den Gutachtern Rudolf Lonauer, Viktor Ratka, Friedrich Mennecke, Paul Nitsche, Gerhard Wischer (v.l.n.r.), 2.September 1941
T4-Fahrer Erich Bauer mit den Gutachtern Rudolf Lonauer, Viktor Ratka, Friedrich Mennecke, Paul Nitsche, Gerhard Wischer (v.l.n.r.), 2.September 1941
© Bundesarchiv-Bildarchiv, B 162 Bild-00680